Schlaganfall (Zitate) Vorbeugen und ganzheitlich behandeln
Aus dem Buch von Dr. Berndt Rieger.
Es gibt keine andere Krankheit, die uns sehr aus dem Leben reißen und nachhaltig verändern kann wie ein Schlaganfall. Fortan mit Lähmungen oder einer Sprachstörung zu leben, ist dabei schlimm genug. Was für sie als Patient aber zählt, sind Wohlbefinden und Gesundheit, also die Verbesserung bestehender Beschwerden nach einem Schlaganfall und die Verhütung künftiger Komplikationen, die Lebensverlängerung und die Steigerung der Lebensqualität. Dieses Ziel aber ist nach meiner Erfahrung nur auf einem Weg der Heilung von Körper und Seele mit natürlichen Arzneien zu erreichen. Finanziell gesehen kostet dieser Weg wenig oder fast nichts. Wohl aber kostet er Ihren Einsatz und ein beständiges Arbeiten an Ihrer Gesundheit, vor allem in den kritischen ersten Jahren nach dem Schlaganfall. Ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass man Pharmaka und viele naturheilkundliche Mittel gut kombinieren und auf diese Weise das Beste aus beiden Bereichen der Medizin herausholen kann.
Der häufigste und bekannteste Schlaganfall ist jeder, der eine halbseitige Lähmung und eine Sprachstörung nach sich zieht, der sogenannte Mediainsult. Ein Schlaganfall wird in 80 % von einem Gefäßverschluss hervorgerufen und in 20 % durch eine Blutung. Ein großer Gefäßverschluss kann mitunter aber auch so große Hirnareale schädigen, dass Koma oder sogar der Tod die Folge sind. Etwa 20 % der Menschen mit Schlaganfall sterben innerhalb eines Monats und etwa 40 % innerhalb eines Jahres. Das heißt also, etwa ein Drittel der Betroffenen stirbt, ein Drittel bleibt pflegebedürftig und nur ein Drittel gesundet so weit, dass sie wiederarbeiten und am Leben ungehindert teilnehmen können.
Wir haben es beim Schlaganfall mit einer der schwersten Erkrankungen überhaupt zu tun, die der Mensch erleiden kann, denn sie trifft ihn – zumindest in schweren Fällen – im Kern seines Wesens, in seinem Denken, Fühlen und Tun. Auch wenn es heute glückerweise immer mehr Menschen gibt, die durch eine stringente Schlagfalltherapie wiederhergestellt werden, so darf man nicht vergessen, dass doch immer noch ein Großteil der Betroffenen (sofern der Schlaganfall überhaupt überlebt wird) nach dem Ereignis in seinem Wesen verändert und in seinen Möglichkeiten eingeschränkt bleibt.
Die ersten drei Stunden nach einem frischen Gefäßverschluss sind entscheidet. Akut geht es darum, Leben – und möglichst viel Gehirn – zu retten. Das Motto der Stroke-Units lautet demnach „Time is brain“. Je schneller und effektiver ein Schlaganfall behandelt wird, desto besser sind die Ergebnisse.
Bei Durchblutungsstörungen verdünnt man das Blut, um die Auflösung von Gerinnseln zu erreichen. Bei einer Blutung würde das eher verschlechternd wirken. Außerdem wir man im Fall einer Blutung neurochirurgisch arbeiten müssen, wobei die Schädelhöhle eröffnet werden muss, um die Blutung zu stillen und das Gehirn zu entlasten.
… Bei einer Lähmung kommt hinzu, dass die Gelenke regelmäßig durch bewegt werden müssen, da sie ansonsten mitunter schon nach Tagen, jedenfalls aber innerhalb von Wochen versteifen können. Es gibt nichts Tragischeres als wiederkehrende Muskelkraft bei nachlassender Lähmung, die auf steif gewordene Gelenke stößt, die keine weitere Bewegung mehr zulassen.
Auch die „Moilisierung“ des Patienten, das „Beweglichmachen“, also der Versuch, ihn wieder das Sitzen, das Stehen und das Gehen zu lehren oder ihm zu zeigen, wie er trotz Ausfällen durch die Nutzung von Hilfsmitteln wieder beweglich werden kann, hat hier nicht nur die Bedeutung, den Körper aufzuwecken, sondern auch über die Erfahrung von Aktivität und Mobilität wieder mit Geist und Seele in der Leben zurückzukehren.
In der Phase der ambulanten und stationären Rehabilitation kommen dann verschiedene weiter Therapieformen hinzu, die versuchen, durch eine Verbesserung der Körperwahrnehmung und das Üben verloren gegangener Fähigkeiten, wie z.B. natürliches und kraftvolles Stehen, Gehen, Bewegen, Sprechen, und die Tätigkeiten des täglichen Lebens den Patienten wieder ganz zurück ins Leben zu führen.
Physiotherapie: Die dient vor allem der Wiederherstellung der Gehfähigkeit mit dem Ziel eines ausbalancierten, symmetrischen und wohldosierten Bewebungsablaufs. Geschwächte Muskulatur soll wieder gekräftigt, Verkürzungen von Gelenken oder Bindewebe sollen vermieden oder gelindert werden. Es ist nämlich so, dass ein Mensch, der von Lähmungen betroffen ist, sich ohne gezieltes Arbeiten an seinem Bewebungsablauf automatisch falsch bewegt, nämlich einseitig und ungeschickt und unter einer Schonung der betroffenen Gliedmaßen, die dadurch passiv bleiben und sich verschmälern und verkürzen.
Ergotherapie: Mit diesem Begriff ist das Üben von sensomotorischen Fähigkeiten zur Bewältigung des Alltags gemeint. Schlaganfallpatienten lernen wieder neu, wie man isst, trinkt, schneidet, spült, schreibt, Geräte bedient und vieles andere mehr.
Logopädie: Sie dient der Rückgewinnung der Sprach- und Sprechfähigkeiten in Fällen, in denen noch das Sprachverständnis erhalten ist und es nur an der Umsetzung hapert. Je besser man sprechen und sich verständlich machen kann, desto ernster wird man von seinem Umfeld genommen. Und umso besser kann man Freundschaften pflegen, sich Dinge von der Seele reden, sich geschäftlich austauschen. Studien haben gezeigt, dass man mindestens acht Stunden in der Woche üben muss, um größere Fortschritte mit dem Sprechen erreichen zu können. Sie dürfen nicht erwarten, dass Ihnen die ganze Zeit über eine Logopädie zur Verfügung steht. Vielmehr müssen Sie das, was Sie in der Therapiestunde erfahren und kennenlernen, selbst jeden Tag durch eigenes Üben festigen und ausbauen.
Das erste Jahr nach einem Schlaganfall kann noch viel Besserung bringen. Es ist daher unbedingt sinnvoll, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie zu Hause ambulant fortzusetzen, zumindest wenn sich der Hausarzt oder ein anderer Arzt Ihres Vertrauens bereitfindet, dafür auch die Verordnungen auszustellen. Viele Menschen finden zu Hause auch die Zeit und zeigen die Initiative, noch andere Behandlungsmöglichkeiten zu suchen und auszuprobieren als jene, die ihnen in der Klinik angeboten wurden. Je stärker Sie in die Aktivität gehen und für ihre Gesundung selbstständig zu arbeiten lernen, desto besser wird es Ihnen gelingen, mit den möglicherweise bleibenden Schäden durch den Schlaganfall umzugehen. Denn dann haben Sie alle Möglichkeiten ausgeschöpft und das Maximum für sich herausgeholt und können stolz auf sich sein.
Besonders Sprachstörungen, die durch eine Schädigung des Wernicke-Zentrum im Gehirn verursacht sind, sind ungemein störend, da man selbst gar nicht wahrnimmt, dass man nicht das sagt, was man sagen möchte.