Aphasie (Zitate)

 Sprachstörungen

Aus dem Buch "Aphasie - Sprachstörungen nach Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma" von Prof. Dr. Jürgen Tesak überarb. von Thomas Brauer:

Wir besitzen als Sprachgesunde normalerweise die Fähigkeit, unendlich viele Aussagen zu bilden. Wir können dies mittels der Wörter unserer Muttersprache und der Regeln, mit denen wir Wörter verändern (laufen-läuft-gelaufen), zusammensetzen (les-bar, ess-bar, unhalt-bar) und zu Phrasen und Sätzen kombinieren. Normalerweise denken wir über diese Aspekte nicht weiter nach. Die menschliche Sprachverarbeitung läuft unbewusst ab, und wir haben unsere Sprache mit allen Wörtern und Regeln einfach zu unserer Verfügung. Bei Aphasie ist dies nicht mehr der Fall.

... Ein Teil der Betroffenen kann in dieser Zeit wieder normale sprachliche Fähigkeiten zurückgewinnen, d.h. die Aphasie bildet sich vollständig zurück. Bei einem großen Teil der Betroffenen jedoch erhält sich ein Teil der aphasischen Symptomatik, d.h. die Aphasie wird zu einem chronischen (dauerhaften) Zustand.

Ulrike Steinhöfel, Betroffene, Bremen: Die Botschaft richtet sich an Menschen, die Ähnliches erlebt haben und im Gegensatz zu mir, wie ich immer wieder beobachte, nicht mehr aus ihren Depressionen, ihrer Lähmung und Passivität herausfinden. Ich möchte diesen Menschen sagen: "Geht einkaufen, geht unter Leute, sitzt nicht rum und - vor allen Dingen - lasst nicht immer andere etwas für euch machen."

Wichtig ist, dass die therapeutischen Sitzungen nicht vereinzelt über große Zeiträume verteilt, sondern mindestens 2- bis 4-mal pro Woche stattfinden.

Gudrun Autenrieth, Betroffene: Zwei Jahre hat es gedauert, bis ich meinen ersten Satz sprechen konnte.

Gerda Illeman, Betroffene, Apolda: Es ist ein langer, steiniger Weg mit vielen Höhen und Tiefen.

... Zudem muss man akzeptieren, dass Fortschritte in der Therapie zwar erreichbar sind, typischerweise aber nur sehr kleine Schritte darstellen. Der Weg der sprachlichen Rehabilitation ist lang; manchmal dauert er viele Jahre. Aber auch nach Jahren sind durch qualifizierte Therapie noch Fortschritte zu erzielen.

Oftmals wird behauptet, dass Sprachtherapie nur in den ersten beiden Jahren der Erkrankung sinnvoll ist. Das ist absolut falsch: Qualifizierte Aphasietherapie ist auch bei bereits langjähriger Aphasie wirkungsvoll. Gezielte Übungsbehandlung ist die Aufgabe von qualifizierten Fachkräften. Diese geben den Betroffenen oft "Hausaufgaben" mit. Diese sollten natürlich unterstützt werden.

 

Aus dem Buch "Mein Gehirn kennt mich nicht mehr" von Sabiene Fenske-Deml:

Nachahmen von Bewegungen, z.B. bestimmte Schrittfolgen beim Tanzenlernen. Die Imitation von Bewegung ist verhältnismäßig schwer. Auch wenn es dem "Lehrer" leicht erscheint, so muß der "Schüler" das Gesehende auf seinem eigenen Körper umsetzen, der sich in einer anderen räumlichen Beziehung zum "Lehrer" befindet und auch eigene Spürerfahrungen hat.

.... Oder die Bewegungen sind unvollständig, z.B. wird nach der Aufforderung zu pfeifen nur der Mund gespitzt, ohne jedoch einen Ton von sich zu geben.

...., insbesondere in Form von Sprachverständnisstörungen auftreten, ist es notwendig, sehr bewußt und deutlich mit dem Patienten zu kommunizieren. Gesten und Mimik sollen langsam und deutlich erfolgen.

Aphasiepatienten haben oft Verständnisschwierigkeiten mit sprachlichen "Füllseln" und mit Überfrachtungen der Sätze, die über sie Informationen hinausgehen. Statt: "So, Frau Schmitt, jetzt bringe ich Ihnen schon mal das Mittagessen, nicht wahr, Sie haben doch sicherlich großen Hunger". Sage ich lieber: "Frau Schmitt, hier ist ihr Mittagessen" oder "Mittagessen, Frau Schmitt". Der Umgangston mag sich eventuell etwas unverbindlich anhören. Ein Lächeln und eine freundliche Berührungen können dies aber ersetzen und das Gesagte ist für den Patienten oft leichter zu verstehen.

 

 

Kontakt

Helga - Gehirnblutung
Mauthausen
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